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05.01.2024
Selber wieder Brot backen

Die ersten zwanzig Jahre meines Lebens habe ich fast ausschließlich Brot aus dem eigenen Backofen gegessen – auch deshalb, weil es in Rumänien auf dem Dorf kein Brot zu kaufen gab. Da meine Eltern halblegal Getreidestreifen auf dem Acker der Kolchose anbauten, konnten wir Gott sei Dank selbst Mehl mahlen. Meist wurde von Freitag bis Samstag gebacken. Zuerst musste aus der Nachbarschaft ein lebendiger Sauerteig im Glas beschafft werden. Und dann geschah alle zwei Wochen das gleiche Ritual: Trog reinholen, waschen und anwärmen lassen, das Mehl in den Backtrog, Kartoffeln vorher stampfen, Wasser vorbereiten. Meine Mutter, mein Bruder und ich begannen dann abwechselnd mit dem Kneten des Teigs. Das war eine langwierige und anstrengende Arbeit. Meist waren unsere Hände schnell müde, und unsere Mutter musste den Teig alleine fertig kneten! Was für ein Wunder, wenn – über Nacht - mit dem kleinen Stück Sauerteig der Teig mehr und mehr ein eigenes Leben entwickelte und wuchs und wuchs; manchmal sogar über den Rand des Backtrogs hinaus drängte. Dann buk meine Mutter meist 10 große Laib Brot daraus und in der Restwärme leckere Brotstücke mit Zwiebel und Speck. Ich habe dabei gelernt, dass ein gutes Brot seine Zeit braucht und umso besser schmeckt, je mehr Leute daran gearbeitet haben und es dann auch miteinander teilen. Gemeinsame Backaktionen am Holzofen werden an verschiedenen Orten - auch bei uns angeboten und finden großen Zuspruch. Immer mehr Menschen spüren: Wir brauchen Raum und gemeinsame Zeit, damit wir es gemeinsam gebacken kriegen.

Ihr Johann Schneider, evangelischer Regionalbischof aus Halle


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